Dienstag, 30. Oktober 2012

Die 4. Leseprobe ist da!

… Sabine gab uns jedoch zu verstehen, dass sie müde war und den gemütlichen Abend hiermit beenden wollte.
„Schade!“, meinte Jan. „Aber wir wollen deine Gastfreundschaft natürlich nicht überstrapazieren und gehen deshalb auch brav schlafen.“
 Also fügte ich mich der Allgemeinheit und wir halfen Sabine unsere Schlafstätten im Wohnzimmer herzurichten.
Als ich mich hinlegte, nachdem ich ein kniekurzes Nachthemd von Sabine angezogen hatte, drehte sich alles in meinem Kopf. Jan musste sofort eingeschlafen sein, da ich sein gleichmäßiges Atmen vernehmen konnte. Bald darauf fiel auch ich in einen unruhigen Schlaf.
Patrick stand neben dem Lehrerpult und bedrohte mich mit einem Klappmesser. Plötzlich fing mein Handy an zu klingeln. Ich suchte es fieberhaft in meiner Schultasche, während Patrick hysterisch schrie, dass ich das sein lassen sollte. Doch ich kramte weiter verzweifelt in der Tasche, konnte es aber nicht finden. Ein lautes Krachen ließ mich aus dem Schlaf hochschrecken. Das Handy klingelte immer noch laut und fordernd und Jan lag stöhnend auf dem Boden.
„Geh doch endlich ran, sonst bin ich umsonst von der Liege gefallen.“ Taumelig und mit klopfendem Herzen nahm ich es vom Wohnzimmertisch.
„Ja!“, raunte ich verschlafen hinein.
„Sag mal, wo steckst du denn um Himmels willen! Es ist drei Uhr nachts!“ Alex’ Stimme klang ehrlich besorgt.
„Ich übernachte bei Sabine. Hast du meine SMS nicht gelesen?“
„SMS? Ach so, mein Handy war nicht aufgeladen und ich habe es bei all dem Klinikstress auch noch dort vergessen. Wieso kommst du denn nicht nach Hause?“
„Es ist leider etwas später geworden. Ich erkläre es dir morgen. Sascha ist übrigens bei seinem Freund.“
„Na gut, dann schlaf weiter.“
„Ja, bis morgen!“
War Alex jetzt eingeschnappt? Und wenn schon, das Ganze war eben dumm gelaufen, und ich hatte wohl das Recht, mit meinen Freunden zu feiern. Morgen würde ich alles wieder geradebiegen. Jetzt musste ich mich erst einmal um Jan kümmern, der noch immer vollkommen umnebelt auf dem Boden saß. Ich beugte mich zu ihm hinunter und zerrte an seinem Unterarm.
„Nun komm schon, kriech wieder auf die Liege oder schlaf auf der Couch weiter, schließlich habe ich dich um den Schlaf gebracht.“
Schwer wie ein Mehlsack an mir hängend, rappelte er sich mühsam wieder auf. Als wir endlich aufrecht standen, umfasste er mich an der Taille, obwohl er eigentlich keine Stütze mehr benötigte.
„Mit dir wird es nicht langweilig, schöne Frau. Weiß dein Mann eigentlich, was für ein Glückspilz er ist?“
Er zog mich noch näher an sich ran und blickte mir dabei so tief in die Augen, dass sich zu meinem alkoholbedingten Schwindel noch ein weiterer gesellte.
Er hatte mich fest im Griff. Sein Gesicht kam immer näher, ich konnte schon seinen Atem spüren. Es war eindeutig, dass er mich küssen wollte! Mit letzter Willenskraft wehrte ich mich gegen das Verlangen, dasselbe zu tun, und befreite mich panisch aus seiner Umarmung.
„Jan, du bist betrunken. Schlaf jetzt besser weiter.“ Ich schob ihn zur Couch, wo er sich mit einem tiefen Seufzer zusammenrollte und in der nächsten Minute wieder eingeschlafen war.
Es konnte nur an dem Restalkohol im Blut liegen, dass er sich so ungehemmt angenähert hatte. Morgen würde er es vergessen haben oder es würde ihm peinlich sein.
Als ich versuchte auf der unbequemen, schmalen Liege eine geeignete Schlafposition zu finden, fiel mein Blick auf die Wohnzimmertür. Sie stand einen kleinen Spalt offen und sofort beschlich mich das Gefühl, beobachtet zu werden. …

Montag, 8. Oktober 2012

Leseprobe 3

 
… Mein Sinn stand plötzlich nur noch nach einem wohltuenden Entspannungsbad.
Ich brachte deshalb Sascha zu Bett, füllte die Eckbadewanne und ließ mich genüsslich in das schaumbedeckte Wasser gleiten. Nach diesem verrückten Tag war es die pure Erholung, die Wärme des Wassers zu spüren, den Rosenduft des Badeschaums einzuatmen und mich von Mozartmusik berieseln zu lassen. Das wohlige Gefühl, das sich in mir ausgebreitet hatte, wurde jäh durch das penetrante Klingeln des Telefons zunichtegemacht. Ich sah innerlich fluchend den Hörer an, der auf dem Sims neben der Badewanne lag, und war unschlüssig, ob ich abheben sollte. Das Display zeigte keine Nummer an. Wenn es nun aber meine Eltern oder Schwiegereltern waren? Ich machte die Musik aus und hob ab. Keine Antwort. Schon wieder! Ich rief das berühmte A-Wort in den Hörer und legte auf. In Sekundenschnelle war meine Stimmung wie auf einer Achterbahn nach unten gerauscht. Ich setzte mich auf und begann lustlos meine Haare zu waschen.
Plötzlich vernahm ich ganz entfernt ein Geräusch und hielt angespannt inne. Obwohl ich nichts hören konnte, beschlich mich ein beklemmendes Gefühl, das nicht weichen wollte. Alex konnte es nicht sein, denn er hatte mir per SMS mitgeteilt, er würde später nach Hause kommen. Und Sascha hatte bereits tief und fest geschlafen, als ich ins Bad ging.
War die Kellertür zugesperrt? Hatte ich die Terrassentür geschlossen? Jetzt mach dich nicht verrückt, tadelte ich mich selbst. Als ich meinen Körper einseifte, hörte ich wieder einen undefinierbaren Laut. Ängstlich drehte ich mich um und sah zur Tür. Sie war verriegelt, doch dieses Schloss konnte man von außen öffnen, wie Alex mir schon des Öfteren eindrucksvoll demonstriert hatte. Von Angst getrieben fuhr ich hastig fort mich einzuseifen. Dabei sah ich mich immer wieder zur Tür um. Als ich mit der Brause meine Haare abspülte, legten sich plötzlich zwei Hände auf meine Schultern und drückten mich nach unten. Ich erschrak fast zu Tode, riss den Mund auf, um zu schreien, doch im nächsten Moment war ich schon unter Wasser…